1875 – 2005 ~ 130 Jahre Freiwillige Feuerwehr Seiffen

Als im Jahre 1842 der letzte große Stadtbrand in Sayda und am 18. April 1863 das verheerende Feuer in un-serer Nachbargemeinde Neuhausen geschahen, war das wohl der letzte Anstoß, um auch in Seiffen mit or-ganisierter Brandbekämpfung zu beginnen.
Die Chronisten aus früheren Zeiten berichten häufig von verheerenden Bränden. In den Jahren 1604 bis 1610 brannten die Städte Annaberg, Marienberg und Wolkenstein fast völlig nieder.
Man muss bedenken, dass die meisten Häuser aus einem Material erbaut waren, welches leicht Feuer fing. Wir finden in kaum einer Stadt in diesen vergangenen Jahrhunderten lokale Brände. Meist gehen wenigstens ganze Straßenzüge in den Flammen unter. Leichte Brennbarkeit der Häuser, eng aneinander gebaute Gebäude, schmale Gassen und eine wenig entwickelte Löschtechnik wirkten bei solchen Katastrophen zusammen.
Unsere Vorfahren betrachteten Feuersbrünste als gerechte Strafe für begangene Untaten. Diese Demut beförderte wohl auch den Wunderglauben an den Heiligen Florian, der als Beschützer vor Feuersgefahr galt.
Da jedoch Zaubermittel und Florian gegen Brandunglücke meist wirkungslos blieben, und nicht nur in großen Städten immer wieder Opfer forderten, besannen sich die Menschen im Laufe der Zeit mehr auf ihre eigenen Möglichkeiten. Teiche für Löschwasser legte man an, Spritzen wurden entwickelt und Schläuche bereitgehalten, Löschordnungen entstanden. Wenn Brände in Gemeinden wie Seiffen, Heidelberg, Oberseiffenbach und Niederseiffenbach auch nicht diese Auswirkungen hatten, wie in den engen Gassen der Städte.
So besagen die überlieferten Unglücke aus unserem Raum doch genug über das Leid und die Not, die sie anrichteten. 1695 In einer Feuersbrunst bei der Glashütte kamen acht Personen ums Leben.

1695 In einer Feuersbrunst bei der Glashütte kamen acht Personen ums Leben.
1714 Brand der Glashütte Heidelbach, 1 000 Thaler Schaden.
1718 Raubmord und Brandlegung bei der Familie Kaspar Löhnert in Heidelberg, 6 Personen und 30 Stück Vieh kamen um.
1755 Hausbrand bei Görge Dätschtmann in Seiffen, Frau und Sohn verbrennen.

Als im Jahre 1842 der letzte große Stadtbrand in Sayda und am 18. April 1863 das verheerende Feuer in un-serer Nachbargemeinde Neuhausen geschahen, war das wohl der letzte Anstoß, um auch in Seiffen mit or-ganisierter Brandbekämpfung zu beginnen.

Die Anfangsjahre

Jepthan Weber , Gustav Ehnert, Gottlieb Louis Glöckner, Hermann Glöckner , Louis Leichsenring, Heinrich Frohs

In den Städten und Dörfern bestanden bis ins 19. Jahrhundert Spritzenverbände nd Pflichtwehren, die oft den notwendigen Aufgaben nicht gerecht werden konnten. In vielen Orten, so auch in Seiffen, kam es deshalb zu dem Entschluß, Freiwillige Feuerwehren ins Leben zu rufen. 1875 waren es schließlich Mitglieder des Seiffener Turnvereins, die sich im damaligen Restaurant Ulbricht zur Gründungsversammlung trafen.

Die Feuerwehr bestand zunächst nur aus einem Spritzenzug, den Jepthan Weber befehligte. Als Gerät stand der Wehr die Gemeindespritze zur Verfügung, die der Seiffener Spritzenmacher und Schlosser Gottfried Wolf 1842 gefertigt hatte. Da die Freiwillige Feuerwehr damals ein Verein war, der sein Statut selbst zu erarbeiten hatte, beschlossen die Mitglieder und der Vorstand am 23. Januar 1876 das Grundgesetz der Wehr.
Der geringen Ausstattung mit Geräten stand die große Einsatzbereitschaft der Mitglieder gegenüber. Sonntag für Sonntag, früh um 5 Uhr, trafen sich die 62 Mitglieder zu ihren Übungen.

Am 24. Mai 1876 erhielt das Freiwillige Korps‘, wie man sich damals auch nannte, eine neue Saug- und Druckspritze mit 200 m Handschlauch. Als man das neue Gerät unterbringen wollte, stellte man fest, daß das Spritzenhaus, welches sich damals gegenüber dem Erbgericht befand, zu klein war. In der Holzwarenfabrik Hetze mußte man die Spritze schließlich unterstellen. Ihre große Einsatzfreude und Zähigkeit verschafften der Freiwilligen Feuerwehr immer mehr Anerkennung bei den Einwohnern und dem Gemeinderat.

Die Bedeutung und die Notwendigkeit eines geordneten Feuerlöschwesens wurden anerkannt. Trotzdem musste der Kommandant der Wehr am 14. Juni 1884 an den Gemeinderat den Antrag stellen, junge Männer zum Drücken der Spritze zu verpflichten, da die eigenen Kräfte nicht ausreichten. Als am 31. Mai des Jahres 1885 dem 10jährigen Bestehen der Seiffener Feuerwehr bei einem Stiftungsfest gedacht werden konnte, lag deren Leitung in den Händen von Hermann Glöckner, dessen Stellvertreter Julius Glöckner war. Die Ausrüstung der Wehr hatte sich mit den Jahren durch die Anschaffung von Helmen, Gurten und Beilen verbessert.

Weitere 9 Jahre später, im Jahre 1896, verdeutlicht der überlieferte Geräteplan, daß die Ausstattung mit Geräten und Material schon einen beachtlichen Stand erreicht hatte. Im Plan werden genannt:

1 Spritze mit 300 m Schlauch
10 Pionieräxte
1 Stützleiter
25 Handbeile
4 Hakenleitern
8 Laternen
2 Schlauchhaspeln
10 Nackenleder
55 Lederhelme
2 doppeltuchige Joppen
11 Steigergurte
3 eintuchige Joppen
7 Pioniergurte
1 Steigerwand
8 Spritzenmanngurte
7 Signalhörner
11 Nothaken
11 Steigerbeile
9 Steigerleinen
7 Pionierschlingen

Als zwei Jahre später die FFW Seiffen einer Inspektion unterzogen und die Note „sehr gut“ erreicht wurde, erhielt sie als Anerkennung einen Schlauchwagen, 40 Blusen und 20 Leibriemen. Im Jahre 1900, zum 25jährigen Bestehen der Wehr, hatte das Spritzenhaus bereits ein stattliches Alter von 100 Jahren. Da es den Anforderungen nicht mehr genügte, wurde es abgerissen und durch ein Neues ersetzt, das man auf dem Gelände an der Bahnhofstraße errichtete. 1903 entstand der dazugehörige Steigerturm. Für den Bau des Turmes stiftete die Gemeinde 100,- Reichsmark, die übrigen Kosten hatte die FFW selbst zu tragen. Alle Anschaffungen und Investitionen, alle Mühe und Einsatzbereitschaft zahlte sich immer dann aus, wenn die Wehr zum Einsatz kam. So bewies die FFW Seiffen am 20. August 1904 ihre Schlagkraft. Im böhmischen Katharinaberg war ein Großfeuer ausgebrochen, dem 44 Häuser vollständig zum Opfer fielen. Die Feuerwehr aus Seiffen war eine der ersten, die an der Brandstelle eintraf und mit großem Einsatz das Feuer bekämpfte. Für diese vorbildliche Leistung ehrte man sie mit einer Urkunde. Stets mühten sich die Kameraden der FFW Seiffen um die Verbesserung ihrer Einsatzbereitschaft. Um auch Krankentransporte durchfuhren und erste Hilfe leisten zu können, entstand 1906 eine Sanitätskolonne. Ein Jahr später erwarb man einen Krankentransportwagen, den der Volksmund Siechkorb‘ nannte. Eine Steigleiter und eine neue Ausrüstung für die Steigerabteilung kamen drei Jahre später dazu. Theoretische Schulungen führte der damalige Kommandant, Oberlehrer Hugo Lohse, regelmäßig durch. Höhepunkte in der Tätigkeit der FFW Seiffen stellten die Jahre 1890 und 1910 dar. In diesen beiden Jahren führte man Verbandstage der Feuerwehren in Seiffen durch. 19 Wehren aus Sachsen und 17 aus Österreich/Ungarn hatten die Seiffener zu Gast. Als sich die Seiffener Wehr 1912 einer erneuten Inspektion unterziehen mußte, schloß sie diese wiederum mit ausgezeichneten Ergebnissen ab.

Der Erste Weltkrieg

Der Ausbruch des Krieges stellte die freiwilligen Feuerwehren vor schwierige Aufgaben. In Seiffen stand nur noch ein Drittel der Mannschaft zur Verfügung. Meist waren das ganz junge oder schon ältere Kameraden, die nicht zum Wehrdienst eingezogen waren. Man war gezwungen, Jugendliche aufzunehmen, die das Mindestalter noch nicht erreicht hatten. Der Kommandant, Hugo Lohse, war als einer der ersten zum Wehrdienst gerufen worden, kehrte aber bald zurück und organisierte einen Notdienst, um etwa ausbrechenden Bränden zu begegnen.

Als der Krieg zu Ende war, kehrten von den 35 Kameraden, die an der Front gestanden hatten, nur 18 zurück, drei von ihnen jedoch so schwer verwundet, dass sie nicht mehr für den Dienst zur Verfügung standen.

Auch die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Heidelberg, die bereits 1873 von Oswald Kluge und August Müller gegründet worden war, hatte unter den Auswirkungen des Krieges zu leiden.

Zeitweise waren von den 40 Kameraden 25 im Krieg. Um so erstaunlicher ist es, daß in den vier Kriegsjahren nicht einmal die monatlichen Übungen oder Versammlungen ausgefallen sind.

Die Verbindung zu den im Krieg stehenden Kameraden hielt man stets aufrecht. Zu jeder Versammlung wurde die von den Soldaten eingetroffene Post vorgelesen. In einem Schreiben an die Abwesenden versprechen die Heidelberger Kameraden am 13. Februar 1916:

,… versichern wir Euch, dass der Rest der Mannschaft den nötigen Schutz für Euere Habe wahren wird……“

Das Versprechen, den Brandschutz in der Gemeinde zu sichern, hielt man ein. Nach einem Brand bei Oswald Langer erhielt die Wehr ein Dankschreiben und eine Prämie von 30,- Reichsmark für die schnelle Hilfe. Im Dezember 1916 beschlossen die Kameraden, an 15 im Kriege Stehende, ein Weihnachtspaket im Werte von je 2,- Reichsmark zu senden.

Die Zeit zwischen den großen Kriegen

Trotz der schweren Verluste begannen die Kameraden aus Seiffen, sowie aus Heidelberg nach 1918 ihre Wehren wieder zu schlagkräftigen Einheiten zu entwickeln. Bald nach dem Kriege verließ Hugo Lohse, der sich um die Wehr große Verdienste erworben hatte, den Ort. Alwin Neuber als Wehrleiter und als Stellvertreter Paul Gläßer übernahmen die Leitung.

Differenzen mit der damaligen Gemeindeverwaltung Seiffens führten dazu, daß sich die Wehr 1921 auflöste, aber schon nach wenigen Wochen gelang es dem Mitbegründer der FFW Seiffen, Gustav Ehnert, diesen verhängnisvollen Schritt rückgängig zu machen. Als ein Jahr später der neue Bürgermeister, Gerhard Müller, seinen Dienst antrat und großes Verständnis für die Belange des Brandschutzes zeigte, ging es mit der Ausstattung der Wehr bald wieder vorwärts. Die vorhandene Handdruckspritze ersetzte man im Dezember 1924 durch eine neue Motorspritze, die sogleich bei einem Brand im Ortsteil Steinhübel ihre Nützlichkeit nachweisen mußte. Die Gemeindeverordneten beschlossen, einen Schlauchwagen, 120 m Schlauch, ein Strahlrohr und einen Verteiler anzuschaffen. 3.282,10 RM betrugen dafür die Kosten, 937,00 RM brachte man durch eine Sammlung unter den Seiffener Einwohnern auf. Am 1. Februar 1925 übergab die Gemeinde in feierlicher Form die neue Ausrüstung an ihre Feuerwehr.

Noch im gleichen Jahr beging die FFW Seiffen ihr 50jähriges Bestehen. Die Festveranstaltung fand in der späteren Naturbühne, in der Geyerin, statt. Die Feier mußte jedoch unterbrochen werden, da es am Schwartenberg zu einem Landwirtschaftsbrand kam. Auch hier bewährte sich die neue Motorspritze hervorragend. Die große Aktivität der Seiffener Kameraden kam auch dadurch zum Ausdruck, daß sie bereit waren, ihre privaten Fahrzeuge für den Dienst zur Verfügung zu stellen. So konnte die Wehr jederzeit über eine 8 Mann starke Motorradstaffel (siehe auch TECHNIK Bild 2) und zur Beförderung der Motorspritze über ein Dreirad verfügen.

Das 1937 entstandene neue Gerätehaus, die Anschaffung eines 100-PS-Personenkraftwagens vom Typ Horch, der als Mannschaftswagen umgebaut wurde, sowie die 800 Liter Motorspritze, die 1938 dazukamen, vervollständigten die Ausstattung weiter.

Die letzten Erwerbungen finanzierte die Seiffener Bevölkerung durch ihre große Spendenbereitschaft maßgeblich mit, damit zeigten die Einwohner, daß sie die hohe Einsatzbereitschaft ihrer FFW anerkannten.

Das Gründungsdatum der Wehr Oberseiffenbach liegt im Dunkeln.

Als im Jahre 1931 das heutige Gerätehaus in Oberseiffenbach gebaut wurde, stand der Steigerturm bereits. Die Kameraden nutzten das alte Dorfspritzenhaus auf der Oberseiffenbacher Straße. Bei der 1939 erfolgten Eingemeindung der Ortsteile Heidelberg und Oberseiffenbach nach Seiffen schlossen sich auch die Wehren zusammen. Die Seiffener Feuerwehr wurde mit erfahrenen Kameraden und etlichen Ausrüstungsgegenständen verstärkt. Als drei Jahre später noch ein 90-PS-Mannschaftswagen hinzukam, stand eine gut ausgerüstete Feuerwehr in Seiffen bereit.

Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegsjahre

Aus der Zeit des Krieges gibt es keine Aufzeichnung über die Tätigkeit der Wehr. Bekannt ist jedoch, daß wie überall große Lücken in den Personalbestand der Feuerwehr gerissen wurden. Mit Dienstverpflichtungen konnte in den Kriegsjahren die Sicherheit im Ort gewährleistet werden. Glücklicherweise blieb unser Gebiet vor direkten Kriegseinwirkungen und Bombenangriffen verschont. Neun Kameraden kehrten nicht mehr aus dem Krieg zurück.

Auf allen Gebieten des Lebens brachte der 8. Mai 1945 mit der Zerschlagung des Hitlerfaschismus einen neuen Anfang. Dieser Neubeginn war schwer. Obwohl ein Fahrzeug und vier Kraftspritzen einsatzfähig waren, fehlte es an Ausrüstungsgegenständen, Uniformen, persönlichen Ausrüstungen, Materialien und Werkzeugen. Der Ausbildungsstand ließ sehr zu wünschen übrig.

Dem Leiter der Wehr, Arthur Glöckner, der von der Gemeindeverwaltung berufen worden war, kostete es ein hartes Stück Arbeit, um eine einsatzfähige Mannschaft aufzubauen.

Viele Menschen waren nicht bereit, in einer Organisation mitzuarbeiten, die auch nur im entferntesten an eine militärische Formation erinnerte. Die 13 Einsätze, zu denen die Wehr in den ersten Nachkriegsjahren ausrücken mußte, dokumentierten ihre Notwendigkeit.

Darunter war ein folgenschwerer Einsatz am 23. Februar 1947 bei Richard Hähnel am Ahornberg. Bei diesem Brand explodierten Granaten, die von der faschistischen Hitlerjugend versteckt worden waren. Zwei Kameraden trugen schwere Verletzungen davon. Der Kamerad Hans Heim verstarb an den Folgen am 11. März 1947.

Als zwei Jahre später, im August 1949, eine Inspektion der Feuerwehren des Kreises Freiberg stattfand, wurde die Seiffener Wehr Sieger. Als Preis erhielt sie einen kompletten Dienstanzug.

Die materiellen Schwierigkeiten, die auch noch Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg bestanden, erschwerten die Arbeit der Kameraden, beeinträchtigten jedoch nicht ihre Einsatzbereitschaft.

Als 1951 die neue Aufgabe des „Vorbeugenden Brandschutzes“ gestellt wurde, erreichte die Seiffener Feuerwehr wiederum erste Plätze bei Kreisvergleichen. Aus dem Jahresbericht von 1954 ist zu ersehen, daß die Kameraden Wohnungskontrollen durchführten, in landwirtschaftlichen Betrieben mit Hilfe von Sonden die Temperatur des eingelagerten Erntegutes überwachten und auch die Schulung von Hausbrandschutzverantwortlichen übernahmen.

In freiwilliger Arbeit im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes (NAW) setzten die Kameraden ihre Kraft bei der Entschlammung von Löschteichen und bei der Erhaltung und Pflege der Löschfahrzeuge ein. Letztere Aufgabe war besonders schwierig, da es an Ersatzteilen fehlte, immer wieder gelang es jedoch, die Verkehrssicherheit der Fahrzeuge zu garantieren. Von 1955 bis 1957 leitete die Wehr der Kamerad Kurt Fischer, als dieser wegen Arbeitsplatzwechsels Seiffen verließ, übernahm die Aufgabe der Kamerad Alfred Kaden.

Mit großem Einsatz bemühte sich der neue Wehrleiter um einen Schlauchtransportanhänger, der am 1. Mal 1958 seiner Bestimmung übergeben wurde. Damit konnte die schwere körperliche.Arbeit beim Verlegen von Schläuchen über längere Strecken sehr erleichtert werden.

Das Löschfahrzeug vom Typ Horch genügte den Anforderungen nicht mehr, es wurde verkauft und dafür ein LKW Typ Steyr angeschafft. In wochenlanger harter Arbeit bauten die Kameraden den LKW in ein Löschfahrzeug um. Leider konnte der Kamerad und Wehrleiter Alfred Kaden den Tag der Inbetriebnahme des Wagens nicht mehr erleben. Er starb an den Folgen eines Unfalls, den er sich bei der Ausübung seines Dienstes zugezogen hatte.

Die Tätigkeit der Oberseiffenbacher Wehr war durch die Kriegswirren zum Erliegen gekommen, erst 1958 wurde die Gruppe wieder aktiv.

Mit der Wahl des Oberseiffenbachers Helmut Dietze in die Leitung der Seiffener Wehr entstand eine selbständige Gruppe in einer Stärke von 15 bis 25 Mann. Als Technik stand ein Anhänger mit einer Flader-Spritze zur Verfügung, und das alte Dorfspritzenhaus wurde genutzt.

Die Jahre von 1959 bis zum 100-jährigen Bestehen

Ab März 1959 übernahm der Kamerad Helmut Krause die Leitung der Freiwilligen Feuerwehr Seiffen. Zu seinen Stellvertretern wurden benannt:

Günter Beer – Ausbildung und Schulung
Helmut Dietze – Vorbeugender Brandschutz

Das erste Ergebnis, das unter der neuen Leitung erreicht worden war, stellte die Fertigstellung des umgebauten Löschfahrzeuges dar. In freiwilliger, kostenloser Arbeit hatten viele Kameraden der Wehr durch diesen Umbau einen Wert von 7000,- Mark geschaffen.

Aus Anlaß des 10. Jahrestages der DDR stellten sie das Fahrzeug in Dienst. Aus gleichem Anlaß wurden 14 Kameraden für hervorragende Leistungen befördert, 1 Kamerad erhielt die Medaille für treue Dienste in Gold, 4 Kameraden in Silber und 3 Kameraden in Bronze. Die Anerkennung der Leistungen der FFW zeigte sich auch an vielen anderen Beispielen.

Einladungen zu Gemeindevertretersitzungen ermöglichten es der Wehr, ihre Probleme und auch ihre Erfolge darzustellen. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Staatsorganen verbesserte sich zunehmend, die Arbeit der Kameraden wurde nicht nur öffentlich anerkannt, sie erhielt auch entsprechende finanzielle Unterstützung. Daß diese Anerkennung berechtigt war, zeigen auch solche Leistungen, wie die Tätigkeit im vorbeugenden Brandschutz. Im Jahre 1961 führte man 1152 Kontrollen durch, welch großen Zeitaufwand das bedeutete, läßt sich leicht vorstellen.

Auch in die Heranbildung des eigenen Nachwuchses investierten die Kameraden viel Kraft . In der Arbeitsgemeinschaft junge Brandschutzhelfer führte man Kinder ab der 5. Klasse in die Arbeit des vorbeugenden und tätigen Brandschutzes ein. Noch heute gehören viele Kameraden der Seiffener Wehr an, die ihre ersten Schritte auf diesem Gebiet in dieser Arbeitsgemeinschaft getan haben.

Unter diesen Bedingungen trat die Seiffener Wehr zum Kreisausscheid an und wurde bei der Bestenermittlung in der Disziplin Schnelligkeit im Jahr 1969 sowie im Jahr 1970 Kreissieger. Sogar die Leistungsstufe II erreichte sie noch im gleichen Jahr, obwohl das Löschfahrzeug auch nur mit größter Mühe einsatzbereit gehalten werden konnte.

In der Hoffnung auf die neue Technik bereiteten sich die Kameraden in Lehrgängen auf die Bedienung der zu erwartenden Druckluftatmer vor. Alle Mühe und Ausdauer schienen belohnt, als endlich 1971 das neue Fahrzeug da war.

Am 22. August des gleichen Jahres hatte es bei der Bekämpfung eines Brandes in Oberseiffenbach, der durch Blitzschlag am Gebäude von Georg Hähnel ausgebrochen war, seine Feuertaufe zu bestehen. Hier zeigte sich, daß nicht nur die neue Technik einwandfrei funktionierte, sondern daß alle Kameraden in der Lage waren, diese perfekt zu beherrschen. Das zusätzliche intensive Training an den Geräten zeigte seine Wirkung.

1972 konnte die Seiffener Wehr die Leistungsstufe I erreichen. Dafür mußten sie nachweisen, daß der tätige sowohl der vorbeugende Brandschutz in höchste Qualität geleistet wurde.

Zu dieser Zeit hatte die FFW eine schon zehnjährige Erfahrung in einer besonderen Form des vorbeugenden Brandschutzes.

Als 1961 das Kulturhaus eröffnet und regelmäßig Vorstellungen des Stadttheaters Freiberg gegeben wurden, viele Veranstaltungen der Gastspieldirektion stattfanden, jährliche Feiern zu örtlichen Anlässen, wie Jugendweihe und Schuleingang abliefen, standen immer Kameraden der Wehr bereit, um für di Brandsicherheit zu sorgen. Besondere Höhepunkte im Kulturhausbetrieb stellten die Advente dar. Tausende von Besuchern erlebten bis zu sechs Veranstaltungen an jedem dieser Wochenenden. Für die Kameraden der Feuerwehr bedeutete das, jährlich 35 bis 40 Sicherheitswachen zu stellen, die jeweils von drei bis vier Kameradinnen und Kameraden geleistet werden mußten. Außerdem standen straff organisierte Kontrollen in öffentlichen Einrichtungen und Wohngebäuden auf dem Programm.

Um die höchste Qualität im geforderten Ausbildungsprogramm des tätigen Brandschutzes zu erreichen, führte man außerplanmäßige Übungen und Dienste durch. Neben den Aufgaben der Dienstgestaltung leisteten die Kameraden noch viele Stunden bei der Renovierung und Werterhaltung der Grätehäuser Seiffen und Oberseiffenbach. Neuen Spritzputz brachte man an, strich sämtliche Tore und den Schlauchtrockenturm und errichtete eine neue Stützmauer.

Seit 1969 bestand eine Frauenlöschgruppe in der Seiffener Wehr. Viel Überzeugungsarbeit war nötig gewesen, um die Frauen für eine Aufgabe bei der FFW zu gewinnen und auch ihre Anerkennung in der bis dahin ausschließlichen Männerdomäne zu erreichen. Da die 9 Frauen einen Großteil der Arbeit im vorbeugenden Brandschutz in ausgezeichneter Qualität leisteten, hatten sie sich bald Anerkennung unter ihren männlichen Kameraden und auch in der Öffentlichkeit erworben.

Unsere Feuerwehr wird 100 Jahre alt

In einer Festwoche vom 21. bis 29. Juli 1975 feierte die Freiwillige Feuerwehr Seiffen ihr 100jähriges Bestehen.

Den Auftakt zur Festwoche bildete eine Festveranstaltung im Kulturhaus. Die Kulturgruppen des Ortes sowie die Blaskapelle Friedersdorf gestalteten das Festprogramm. Die Ansprache hielt als Vertreter des örtlichen Gemeindeparlaments der Abgeordnete Rolf Pohl.Delegationen aus Betrieben und Einrichtungen, sowie der staatlichen und gesellschaftlichen Organe überbrachten Glückwünsche und Geschenke. Höhepunkt der Veranstaltung war die Auszeichnung verdienstvoller Kameraden mit der Medaille für treue Dienste in Gold, Silber oder Bronze. Der Rat der Gemeinde überreichte zum Jubiläum ein Ehrenbanner.

Die Festwoche bot eine Vielzahl von Veranstaltungen, die allesamt von der Seiffener Bevölkerung und ihren Gästen begeistert aufgenommen wurden.

Bei einer Großübung, an der alle fünf Feuerwehren des Wirkungsbereichs sowie die Kameraden des Deutschen Roten Kreuzes teilnahmen, dokumentierten die Einsatzkräfte den hohen Stand ihrer Ausbildung und ihre Sicherheit im Beherrschen der Technik.
Eine Ausstellung moderner Feuerwehrtechnik auf dem Museumsplatz fand großes Interesse bei den Besuchern. Das Löschfahrzeug W 50 der Betriebsfeuerwehr der Narva aus Brand -Erbisdorf stellte einen besonderen Anziehungspunkt dar.
Die Wettkämpfe im Feuerwehrkampfsport und der Arbeitsgemeinschaften junger Brandschutzhelfer“ zogen viele Schaulustige an.
Das Spielzeugmuseum präsentierte in einer Sonderschau die geschichtliche Entwicklung der Seiffener Feuerwehr. Die Anlagen am Museum schmückten Feuerwehrspielzeug in Großformat, das besonders die Kinder begeisterte.
Bei einem Filmabend im Kulturhaus wurde der Film über die 650-Jahrfeier Seiffens uraufgeführt.
Auf dem Waldfestgelände herrschte in der Festwoche reger Betrieb.
Beim Frühschoppen, der von der Blaskapelle Seiffen umrahmt wurde, war die Stimmung ausgezeichnet.
Noch vor dem Weckruf der Seiffener Blaskapelle hallten die Signale, von einigen Kameraden geblasen, von den Bergen ins Tal.
Die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehrkapelle aus Mulda trugen zum Gelingen des Festes bei.
Als am 29. Juni der Festumzug in 50.Bildern die historische Entwicklung der Feuerwehr darstellte, war der Höhepunkt des Festes erreicht.

Die Festwoche bewies erneut, daß die Seiffener Kameradinnen und Kameraden nicht nur im vorbeugenden und tätigen Brandschutz sondern auch bei kulturellen Anlässen zu hervorragenden Leistungen fähig sind. Die vielen Gäste und begeisterten Zuschauer, die gekommen waren und bei herrlichstem Wetter gemeinsam mit den Jubilaren feierten, waren der schönste Lohn für die viele Mühe, die alle Beteiligten aufgebracht hatten.

Das letzte Vierteljahrhundert

Das 1976 eingeführte Diensthabende System erwies sich als vorteilhaft, damit war die Einsatzbereitschaft der Wehr zu jeder Zeit gewährleistet. Dem gleichen Ziel dienten der Umbau des alten Schlauchanhängers zu einem Katastrophenhänger und die Erweiterung der Ausrüstung mit Motorsäge, verschiedenen Werkzeugen, Sandsäcken, Absperreinrichtungen, Kraftstoffkanistern, Kabeln, Leinen usw. Zu Beginn der 80-er Jahre hatten die Feuerwehren auch mit einem Einsatz beim Katastrophenschutz zu rechnen. Katastrophenzüge wurden gebildet, deren Kommandeure man regelmäßig in Borna schulte. Diese Züge sollten bei größeren Einsätzen oder Havarien schlagartig eingesetzt werden. Jährlich zog man die Kräfte und Mittel zu einer Großübung zusammen. Im regelmäßigen Feuerwehrdienst beschäftigten sich die Kameraden mit neuen Löschmethoden, wie die Handhabung von Netz- und Schaummitteln.

Die neu erworbenen Geräte und die höheren Anforderungen an die Ausbildung der Feuerwehren machten immer deutlicher, daß das alte Gerätehaus nicht mehr genügte. Obwohl die Kameraden planten, das Dachgeschoß des Gebäudes auszubauen, mußte doch alles Stückwerk bleiben, der Platz reichte einfach nicht aus. Die Forderung nach einem neuen Gerätehaus war mehr als berechtigt. Als an der Jahnstraße eine Baustelleneinrichtung entstand, die man für den Bau der neuen Schule und eines Wohnblocks benötigte, meldete die FFW ihre Ansprüche als Nachnutzer an. Die Forderung fand beim örtlichen Rat und besonders beim damaligen Bürgermeister, Kurt Heinze, große Unterstützung. Bei der Errichtung des Gebäudes beachtet man schon dessen zukünftige Aufgaben. 1982 war es dann soweit, daß die Freiwillige Feuerwehr Seiffen ihr neues Gerätehaus in Besitz nehmen konnte.

Beim Innenausbau, bei der Ausgestaltung der Halle und des Schulungsraumes, beim Putzen der Außenfassade und bei den Malerarbeiten konnte man, wie schon so oft, die große Einsatzbereitschaft der Kameraden nur bewundern.Ohne fremde Hilfe und termingerecht konnte am 24.9.1983 das neue Gerätehaus feierlich eingeweiht werden.

An dieser Stelle muß auch einmal jenen gedacht und gedankt werden, die immer im Hintergrund bleiben, nämlich den Frauen der Kameraden. Wie viele Stunden sie bei der Einrichtung, Säuberung und Ausgestaltung des Hauses geleistet haben, hat man nicht gezählt. Oft stellten sie ihre eigenen Interessen zurück, um ihre Männer bei der gemeinnützigen Arbeit zu unterstützen.

Zu dieser Zeit verfügte die Wehr über:

11 Maschinisten
8 Gruppenführer
6 Geräteverwalter
19 DLA-Träger
24 Maskenträger

In Oberseiffenbach wurde der Spritzenanhänger 1976 durch ein Kleinlöschfahrzeug, Framo, ersetzt. Das Fahrzeug, bereits 18 Jahre alt, wurde von den Kameraden selbst zum Löschfahrzeug umgebaut. Am 10.7.1984 setzte man einen gut erhaltenen B 1000, Baujahr 1974, nach Oberseiffenbach um. Die Kameraden leisteten viele Stunden, um das Oberseiffenbacher Gerätehaus zu renovieren.

1992 erhielt die Seiffener Wehr ein neues Löschfahrzeug, LF 16 Mercedes, für den Katastrophenschutz im Kreis. Das Fahrzeug erhielt die Wehr kostenlos, es steht für den Katastrophenzug Pockau-Seiffen-Pobershau zur Verfügung.

Einen Höhepunkt in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Seiffens bildete die feierliche Übergabe des Löschfahrzeuges, IVECO LF 16/12, die am 3. Oktober 1995 erfolgte. Durch die Bereitstellung von Fördermitteln konnte es in Weisweil für die Wehr gebaut werden. Es ist ein Fahrzeug, dessen technische Ausstattung allen Ansprüchen genügt. Es besitzt einen 1600 1 Tank, Stromerzeuger, zwei Hebekissen, Beleuchtungsmast, Zusatzscheinwerfer, Motorsäge, Trennschleifer, diverse Werkzeuge, eine automatische Heckpumpe sowie eine Schnellangriffsleitung.

Mit großer Begeisterung nahmen die Kameraden das Fahrzeug in Besitz und sorgen bis heute mit Hingebung für seine ständige Pflege.

Zur Jahreshauptversammlung am 19. Januar 1990 wurde der verdienstvolle und langjährige Wehrleiter der Seiffener Feuerwehr, der Kamerad Helmut Krause, von seiner Funktion entbunden und feierlich verabschiedet. Er versicherte den Kameraden, daß er, soweit es seine Gesundheit erlaubt, der Wehr mit Rat und Tat auch künftig zur Seite stehen werde.

Der neu gewählten Leitung gehörten die Kameraden Steffen Beer, Gerd Harzer und Gisbert Neubert an. Fünf Jahre später, am 27.1.1995 wählte man zur Jahreshauptversammlung folgende Kameraden:

Wehrleiter Gisbert Neuber
Stellv. Ausbildung / Schulung Gerd Harzer
Stellv. Vorbeugender Brandschutz Ehrhard Ulbricht
Stellv. für Technik Herbert Bellmann
Kommandostellen-Leiter Klaus Kaden

Seit 1991 strebte man die Bildung eines Feuerwehrvereins an.

Das in Marienberg gegründete Feuerwehr-Technische Zentrum, muß durch die Gemeinden finanziell mit getragen werden.

Die Aktivitäten der Kameraden bei gemeinnützigen Tätigkeiten, ob bei der Arbeit am Gerätehaus, an der Technik, bei Arbeitseinsätzen im Forst war in all den Jahren vorbildlich. 645 freiwillige Stunden leisteten sie im Jahre 1978, 1987 waren es schon 4140 Stunden wobei ein Wert von 33 000 Mark geschaffen wurde.

Im gleichen Jahr errang die Wehr den Titel „Vorbildliche Freiwillige Feuerwehr“, viele Kameraden erhielten staatliche Auszeichnungen. Auch im Vorbeugenden Brandschutz leisteten die Kameraden vorbildliche Arbeit. 1977 erfolgte erstmals die Schulung der Hauseigentümer, ein Jahr später führte man 114 Brandschutzkontrollen durch. Zu allen Veranstaltungen im Kulturhaus und im Waldfestgelände stellte die Wehr Sicherheitswachen.

Bei den seit 1982 stattfindenden Bergrennen am Schwartenberg waren immer auch Sicherheitskräfte der Feuerwehr vor Ort.

Die Ausbildung der Schüler, die der Arbeitsgemeinschaft „junge Brandschutzhelfer“ angehörten, war so erfolgreich, daß die Seiffener 1983 beim Kreisausscheid den ersten Platz belegten. Auch zu den öffentlichen Veranstaltungen im Freilichtmuseum war und ist die FFW dabei.

Das Setzen des Maibaumes gehört zu den langjährigen Aufgaben der Wehr. Seit Bestehen des Feuerwehrvereins übernehmen einige Kameraden bei solch öffentlichen Veranstaltungen den Verkauf von Speisen und Getränken.

Als 1995 das Spielzeugmacherfest im Freilichtmuseum stattfand, stellte die Feuerwehrübung mit historischer Löschtechnik einen Höhepunkt dar.

Nicht zuletzt finden wir unsere Kameraden bei Kinderfesten in der Schule, wo sie Unterstützung gewähren. Um den Erfahrungsaustausch zu pflegen, bemühte sich die Wehr, Partnerschaftsbeziehungen aufzubauen. 1990 nahm man Verbindung zur Feuerwache Rotherbaum Hamburg und zu den Kameraden der Feuerwehr Arzberg auf. Gegenseitige Besuche, das Kennenlernen der jeweiligen Heimatorte, die Teilnahme an Veranstaltungen und der Erfahrungsaustausch standen auf den Programmen.